Carstens Strichzeichnungen aus Die Söhne von Hemmelmarck (1950er Jahre)
Pläne und Grundrisse
Familie von Hedemann-Heespen
Paul über seinen Urgroßvater (1906) sowie seinen Großvater und Vater (1919)
»Der Major v. Hedemann [Christian Friedrich, 1769-1847] war […] alles andere als ein erfolgreicher Haushälter. Seine Bedürfnisse, seine Ausgaben waren bedeutend, seine Hand offen, er liebte keine Einschränkungen; er unternahm mehr als er durchzuführen das Vermögen und die Beharrlichkeit besaß, er gelangte leicht zu Entschlüssen, die er nicht übersah, obgleich ihre verhängnisvolle Tragweite noch heute fortwirkt. Er entfremdete dem Gute wertvolle Teile für immer.«
»Fritz [der Kammerherr, 1794-1873] […] konnte 26 Jahre hindurch bis an seinen Tod sich damit quälen, die ungeheuere Schuldenlast von Nienhof abzutragen. Von seiner Mutter her war ein starker Einschluß melancholischen Temperaments in sein Blut übergegangen, seine Frau, auf Frohsinn angelegt, war zu zart und hatte nicht die Spannkraft, den schwermütigen Zustand um sich her durch eigenen Humor zu entwaffnen, zumal als in den letzten Jahrzehnten ihrer Ehe Blindheit den Herrn von Nienhof ganz verbitterte. […] Seine Kinder hatte er zu strenge erzogen, als daß in alten Tagen ihr Vertrauen sein Sonnenschein hätte werden können; er gab sich dem Einfluß von Untergebenen hin, die ehrlich, aber herrschsüchtig und taktlos ihm dienten. […] Gastfreundlich gegen die Verwandten, vor allem die ärmeren, blieb er gleich seinem Vater, aber die heitere Stimmung, die einer Fülle von Jugend in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts Nienhof zu einem zweiten Vaterhause verklärt hatte, blieb denen versagt, die sich um den Kaffeetisch des Kammerherrn versammelten.«
»[Fritz der Jüngere, 1827-1905] ist in den 45 Jahren, die er auf Nienhof saß, nicht mehr allzuoft von der ererbten Scholle gewichen. Er, der mit Moltke, und Alexander Humboldt Gespräche geführt, im Potsdamer Prinzenkreise durch seine Eleganz Aufsehen und durch seine Feldzugserfahrungen Bewunderung erregt, der bei Abbel-Kader in Damascus Panther gestreichelt und am Herzogshofe von Dessau die Prinzessinnen neue Tanztouren gelehrt hatte, er dachte fortan nur noch in und an Nienhof und an die ausgiebige Versorgung seiner Nachkommen, die nicht wie er in seiner Jugend fremde Leute um geringe Beträge angehen sollten. […] als er am Ende seiner Tage aus allen Ämtern in Kreis und Provinz ausschied, tat er nicht den geringsten Schritt, um es seinem Nachfolger zu erleichtern, in dies Erbe einzutreten. […] Eine Bedürfnislosigkeit ohne gleichen verbot jede Anknüpfung an die flotten und lichten Erinnerungen des besten Teiles seiner Jugend. In seiner Umgebung fand er auch nichts, was ihn verlockt hätte, irgend etwas von ihnen wieder aufleben zu lassen. Sie waren so unholsteinisch wie irgend möglich, schon das war ein Antrieb für den holsteinischen Gutsherrn, alle aufsteigende Sehnsucht nach jenen vergangenen Strahlen fest in seiner Brust zu verschließen. Tiefer Kummer um den Tod der 4 ersten Kinder machte ihn noch eingezogener und nahm der ausgesprochenen Weichheit seines impulsiven Charakters mehr und mehr das Licht; ernste Pflichterfüllung begegnete sich mit großer Vereinsamung. Und beides hat auch seinen Kindern den Grundzug aufgeprägt, den bekanntlich die Jahre festheften, die aus der Kindheit in die gereifte Jugend führen.«
Paul von Hedemann-Heespen: Geschichte der adeligen Güter Deutsch-Nienhof und Pohlsee in Holstein, Schleswig 1906, Bd. 3, S. 86; Wilhelm und Paul von Hedemann: Geschichte der Familie von Hedemann, Bd. 3, 1919, S. 231; 237f.